RAF-Flugbetrieb 1954 - 1999

2. Taktischer Auftrag

In der Zeit des Kalten Krieges war die RAF-Basis Laarbruch der 2. ATAF (Allied Tactical Air Force) und damit NATO-Oberbefehl unterstellt. Laarbruch war, wie der RAF-Stützpunkt Brüggen, bis 1992 (Phase I) eine sogenannte "Strike-and-Attack"-Basis. Diese waren für den militärischen Gegenschlag auf gegnerischem Territorium vorgesehen, anders als der RAF-Standort Wildenrath, der für die Luftverteidigung ausgerüstet war. Der Angriffsauftrag bedingte auch, dass Laarbruch Standort taktischer Atomwaffen war, die im Rahmen der NATO-Strategie der "Flexible Response" als ultima ratio der Kriegführung vorgesehen waren. Für den konventionellen, aber auch den nichtkonventionellen Gegenschlag waren neben ei- ner Staffel Aufklärer daher drei Staffeln Jagdbomber stationiert, deren Auftrag es im Kriegsfall gewesen wäre, im Tiefstflug die gegnerische Luftverteidigung zu überwinden und militärische Ziele im sogenannten "Ostblock" anzugreifen. Aufgrund dieses taktischen Auftrages war das Training von Tiefstflügen und Bodenangriffen Schwerpunkt des fliegerischen Alltags auf Laarbruch in der Phase I (einen anschaulichen Eindruck von den fliegerischen Aktivitäten auf Laarbruch in der Phase I liefern die Videos 1 bis 5, die im Jahre 1989 auf Laarbruch gedreht wurden).

Neben der Wahrnehmung der Funktion als Heimatbasis für die "eigenen" Jets musste das Bodenpersonal der RAF Laarbruch auch in der Lage sein, jeden anderen Flugzeugtyp der Verbündeten zu betreuen. Daher gab es einen intensiven Austausch mit allen anderen NATO-Partnern; deren Jets kamen regelmäßig nach Laarbruch, wo eine speziell trainierte Crew für die Abfertigung dieser Gäste bereit stand. Grund für dieses Besuchsprogramm war die Annahme, dass die meisten NATO-Flughäfen im Krieg schnell zerstört werden würden. Auf den verbliebenen Standorten hätte das Personal dann auch fremde Jets betreuen müs-sen, die nicht mehr zu ihrer Heimatbasis zurückkehren konnten. Wegen der Fülle der in den NATO-Luftwaffen eingesetzten Typen war der Austausch naturgemäß sehr intensiv. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde dieses Programm weitgehend obsolet und daher deut-lich zurückgefahren. Da es keine genauen Zahlen mehr über die Besucher der Zeit vor 1992 gibt, wird bei der Berechnung der Flugbewegungen (s. u.) nur ein Minimalwert eingesetzt, der mit Sicherheit weit unter den realen Zahlen liegt, die in der Phase I üblich waren.

Da der Kalte Krieg friedlich zu Ende gegangen war, änderte sich der taktische Auftrag der RAF-Basis Laarbruch 1992 grundlegend. Ständige Bereitschaft war nun nicht mehr nötig, und sogenannte "Out-of-Area"-Einsätze waren fortan die Regel. Die NATO gründete die neue "Quick Reaction Force" (QRF), deren Auftrag es war, sich für kurzfristige Einsätze auch außerhalb des NATO-Territoriums bereit zu halten. Laarbruch war fortan Heimatbasis für fliegende Einheiten, die im Rahmen der QRF regelmäßig weit außerhalb im Einsatz waren. Da dies auch kostengünstiger von der Britischen Insel aus gelenkt und trainiert werden konnte, fiel bereits 1994 die Entscheidung, die RAF-Basis Laarbruch endgültig zu schließen. Es fand nur noch langsam auslaufender Übungsbetrieb statt, der 1999 endete.

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Eine Gruppe Tornados der 15. Sqn. überquert die Heimatbasis Laarbruch im Tiefflug. Derar- tige Überflüge waren auf Laarbruch an der Tagesordnung und gehörten zum regulären Trainingsprogramm der Jagdbomber. Die hintere Maschine trägt eine Sonderlackierung, die anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Staffel eingeführt wurde. Laarbruch 1990.
Foto: Tom Sunley
http://website.lineone.net/~tom.sunley


Niederländische und belgische F-16 Jagdflugzeuge auf dem regulären Besucher-Vorfeld an der Ostseite vor Hangar Nr. 1 (heute Terminal 1). Laarbruch 1989.
Foto: RAF Laarbruch


Letzter "Roll-Out" eines Harriers auf Laarbruch. Der Flugplatzkommandant, Group Captain Clive Loader, ließ es sich nicht nehmen, den letzten Harrier persönlich nach Großbritannien zu fliegen. Laarbruch,  14. Mai 1999.
Foto: Ron Kellenaers ©