Brücken ins Nichts

SATIRE. Wohin mit den Milliarden? Kranenburg für Kranenburg, Startbahn-West für Weeze ...

In diesen Tagen sollte man vorsichtig sein, wenn man nach draußen geht. Man könnte sich verletzen. Es regnet zwar noch keine Kamelle, aber dafür schon mal Geld. 13,3 Milliarden Euro prasseln in Kürze herab. So viele (zukünftige) Steuergelder hat Frau Merkel kurzerhand in die Umlaufbahn gejagt. Vorsichtshalber habe ich ein paar Regentonnen in den Garten gestellt, vielleicht fallen ja ein paar Euros für mich vom Himmel. Vermutlich aber nicht. Andere lachen sich dagegen schon jetzt ins Fäustchen: „Hui”, denken die Klever Lokalpolitiker, „da schenkt uns die Bundesregierung ein neues Rathaus!” Ja, fein, liebe Bundesregierung! Mir dürftest du auch gerne ein Haus bauen, ein Auto kaufen, eine jährliche Rente aussetzen. Ein paar Urlaubsreisen pro Jahr wären auch nicht schlecht, Südsee zum Beispiel.

Die Lokalpolitiker in Bedburg-Hau haben dummerweise schon ein neues Rathaus, möchten aber trotzdem gerne Geschenke. Also streichen sie kurzerhand zum Schein einige fest eingeplante Vorhaben, damit Frau Merkel etwas hat, das sie ihnen schenken kann. Barbara Hendricks, das lokale Cover-Girl der SPD, ist erzürnt. So hatte sie sich den Umgang mit Subventionen nicht vorgestellt – schließlich sollen mit den Geldgeschenken zusätzliche (und nicht etwa sinnvolle) Maßnahmen finanziert werden. Liebe Frau Hendricks! Seit wann führen staatliche Geldgeschenke zum gewünschten Zweck? Da lachen ja die Hühner!

Wir sollten uns überhaupt an Italien ein Beispiel nehmen. Da stehen Autobrücken ohne Straßenanbindung im Nichts herum, gebaut von EU-Geldern zur Stärkung der lokalen Wirtschaft. So etwas müssen wir auch haben. Weeze braucht eine Startbahn-West, Kalkar einen funktionstüchtigen Atommeiler, Goch eine Kathedrale für Millionen von Arnold-Janssen-Pilgern, Bedburg-Hau einen goldenen Käfig und Kranenburg endlich eine Kranenburg. Pflicht müsste nur sein, eine Gedenktafel in jedes der Objekte einzulassen. Darauf sollte stehen: „In Dankbarkeit für unsere Kinder und Kindeskinder, die diesen Wahnsinn bezahlt haben, ohne gefragt zu werden.” (A.D.)

N R Z