Stress unter Echtzeitbedingungen Arbeiten unter echten
Bedingungen: 14 Azubis vom WDR üben im Haus Freudenberg Live-Schalten.
(Foto: Heinz Holzbach)
STEFANIE BERSIN GOCH. Noch eine Minute. Steffi Meyer ist aufgeregt, ihr Job
als Mädchen für alles ungewohnt. Die zierliche Frau hat den Ablauf einer
sogenannten Live-Schalte, einer Sequenz, bei der ein Moderator vor Ort
Fernsehzuschauern ein Thema erläutert, unter ihren Fittichen. "Noch 30
Sekunden." Dann geht's los. Nach ein paar Sekunden: Abbruch. "Wir waren noch
gar nicht drauf", erklärt die angehende Mediengestalterin und meint damit
auf Sendung. Es ist die erste Panne des Tages in der Schreinerei vom Haus
Freudenberg. Kameras, Kabelträger, Scheinwerfer: Der WDR ist zu Gast und die
Schreinerei Schauplatz einer praktischen Übung für 14 Auszubildende. Sie
sind im dritten Lehrjahr und bereiten sich auf ihren Job als Mediengestalter
für Bild und Ton oder als Fachkraft für Veranstaltungstechnik vor. Stress
unter Echtzeitbedingungen soll die Gruppe kennen lernen und "mit
verschiedenen Menschen zusammenkommen", erklärt Silvan Leggio,
WDR-Ausbildungsleiter für die Bereiche Produktion und Technik. Seit einem
Jahr gibt's beim WDR diesen Praxistest. Er soll, so Leggio, die soziale
Kompetenz schulen, Fähigkeiten auf den Prüfstand stellen. Die Auszubildenden
sind bis Freitag am Niederrhein unterwegs - heute in den
Behindertenwerkstätten der Haus Freudenberg GmbH in Goch,
bis Freitag noch am Flughafen Weeze, im Schloss
Moyland oder im Archäologischen Park Xanten. Geübt werden neben zwei Live-
Schalten pro Tag auch die Produktion von Beiträgen. "Es ist schon was
anderes, wenn wir diese Aufgabe ohne Hilfe machen müssen", gibt Steffi Meyer
zu. "Das ist ganz schön anstrengend." Weniger angestrengt, vielmehr gespannt
beobachtet Geschäftsbereichsleiter Theo Voß das Geschehen in der Werkstatt.
"Für uns ist dieser Besuch nicht alltäglich". Panik vor dem nahenden
Interview mit "Moderator" Kevin Becker hat er nicht. "Das ist kein Problem.
Behinderte Menschen sind doch der Nagel im Tisch, um den sich alles dreht."
Spot an, Vorsicht Kabelsalat: Bernhard Petrias Aufgabe ist, alles ins rechte
Licht zu setzen. Als angehender Beleuchter ist er für einen Scheinwerfer
verantwortlich. Neue Aufgaben, Improvisieren und das Zusammentreffen mit
Menschen, das, sagt der 21-Jährige "macht mir einfach Spaß".
N R Z
|