Für die Flughafen-Gemeinde ist der Zug abgefahren

20.12.2007 / Lokalausgabe

Nicht optimal, aber auch kein großes Problem: Martin Riemer kann die Gleise über ein Gitter queren. (Foto: Thomas Momsen)

JULIA MÜLLER

WEEZE. Kevelaer tut's, Bedburg-Hau auch, Goch ist im nächsten Jahr dran. Alle drei sind drin in der "Modernisierungsoffensive" des Landes und bekommen hübschere Bahnhöfe mit behindertengerechten Bahnsteigen. Und Weeze? Ausgerechnet in der Gemeinde mit "Flughafen-Bahnhof" sieht es düster aus.

"Weeze ist nicht vorgesehen", sagt Peter Grundmann von der Deutschen Bahn AG. Das ist eine böse Überraschung für die Gemeinde, denn bisher war man davon ausgegangen, dass Weeze nachrücken würde. "Wir haben die Bestätigung von allen Ministerien, dass wir wichtig sind", so Wilhelm Moll-Tönnesen, Chef des Bauamts. Auch der Nahverkehrsverband Niederrhein hatte verkündet, dass Weeze "Höchste Priorität" hat.

Dass Weeze in der bereits laufenden Modernisierungsrunde nicht berücksichtigt wurde, hat laut Moll-Tönnesen damit zu tun, dass die Gemeinde anders als die Kevelaerer keine 250 000 Euro für den Bau einer "gigantischen" behindertengerechten Rampe zur Gleisquerung ausgeben wollte.

Als günstige Alternative sollte es von einem Gleis zum anderen einen Weg durch den Park geben. Recherchen und Gespräche dazu hätten so lange gedauert, dass Weeze die Frist fürs Modernisierungsprogramm verpasst habe. Moll-Tönnesen: "Jetzt werden wir dafür bestraft, dass wir mitgedacht haben."

Nun gibt es als Trostpflaster für die Gemeinde statt der Sanierung ein paar kleinere Verschönerungen. Frische Farbe für das Wartehäuschen, mehr Lampen und neue Hinweisschilder für die Flughafengäste.

Und die Rollstuhlfahrer? Für Menschen wie Martin Riemer bleibt alles beim Alten. Während die Bahnsteige in Kevelaer, Goch und Co. auf 76 Zentimeter angehoben werden, damit Gehbehinderte ebenerdig in den Zug können, bleiben die Weezer tiefer gelegt.

Für Rollstuhlfahrer ist der Bahnhof kein Problem

Ein Problem ist das für Martin Riemer allerdings nicht. Der 43-Jährige, der oft mit der Bahn fährt, kommt mit dem alten System gut zurecht. Da die Bahnsteige niedriger sind, kann er die Schienen queren und über ein Gitter zum anderen Bahnsteig rollen. Von dort in den Zug kommt er über eine Rampe, die im Zug mitgeführt wird.

Problematisch ist etwas anderes: Es verkehren zu wenig neue Zugmodelle. Manchmal muss der Weezer zwei Züge vorbeifahren lassen, bis der richtige kommt. Nur in den "Talent 643" können Rollstuhlfahrer hinein. Bei allen anderen würde auch der höhere Bahnsteig nicht helfen.

Den hätte die Gemeinde trotzdem gerne, da ein renovierter Bahnsteig ein hübscher Willkommensgruß für die vielen Fluggäste wäre. "Selber schuld", meint Alfons van Ooyen. Der Fraktionsvorsitzende der Weezer SPD glaubt, dass die Gemeinde die Anmeldefrist für das Modernisierungsprogramm verschlafen hat. "Ich hatte Akteneinsicht, dort war das eindeutig zu sehen."

DAS BAHNHOFSPROJEKT Die Modernisierungsoffensive für kleinere und mittlere Bahnhöfe (MOF) ist ein Projekt des Landes NRW, der DB Station & Service und der Nahverkehrszweckverbände.