Kreis dank Flughafen Ziel für Shopping-Touristen?

VON VIVIAN KLEIN

kreiskleve Zum Shoppen mal eben in Weeze in den Flieger gesetzt und ab nach Mailand - oder vielleicht doch andersherum von dort aus nach Kleve, Kevelaer, Geldern oder Emmerich? „Einkaufen ist zu einer der bedeutendsten Freizeitbeschäftigungen geworden“, eröffnete gestern Thomas Knabner, Vorsitzender des IHK-Tourismusausschusses, ein Wirtschaftstreffen in den Klever Tichelpark-Kinos. Thema: Das neue Kunden-Phänomen „Shopping-Tourist“ als Chance für den gebeutelten Einzelhandel des Kreises Kleve.

Als Shopping-Touristen, erklärte Dr. Andreas Kaapke vom Institut für Handelsforschung der Universität Köln, sind jene Einkäufer zu bezeichnen, die mindestens 40 Kilometer von ihrem Wohn- oder Arbeitsort weg fahren, um einkaufen zu gehen. Im Schnitt 325,24 Euro gibt ein Shopping-Tourist - manche bleiben auch mehrere Tage - dabei aus, ein großes wirtschaftliches Potenzial also. „So eine Shopping-Tour ist wie ein kleiner Urlaub, da knausert man nicht“, erläuterte Kaapke die Mentalität der Reisenden.

Leider hat das aber auch einen Haken: „Ich glaube nicht daran, dass ländliche Räume ein so großes Potenzial haben, Shopping-Touristen anzulocken“, sagte Kaapke ehrlich. Dazu brauche es eine gute Erreichbarkeit - hier sah man geradezu den Flughafen Weeze vor dem geistigen Auge der Zuhörerschaft auftauchen - und eine interessante Geschäftswelt. Im Speziellen ist es nach Kaapkes Erhebungen die Bekleidungsbranche, die Kunden anlockt. „Stärken sie, egal in welcher Branche sie selbst tätig sind, den Textilhandel“, riet er daher den Anwesenden. Allerdings: Köln, Düsseldorf, Münster, im weiteren Umfeld dann Berlin, Paris, London, das sind leider die Städte, mit denen es zu konkurrieren gilt.

Andererseits sei es nie das Shoppen alleine, dass die Touristen anlocke, fuhr Kaapke fort. „Nur 25 bis 50 Prozent des Geldes wird beim Shopping ausgegeben. Es existiert immer auch ein zweiter Grund bei der Auswahl einer Region.“ Seien es der Besuch von Freunden oder kulturelle Angebote. „Zudem ist der Erfolg nicht nur eine Frage des Ortes, sondern auch der Organisation“, erinnerte der Wissenschaftler. Wenn die Pauschalangebote drei Stunden Stadtführung aber nur eine dreiviertel Stunde „Bummel-Zeit“ beinhalte, hätten die Geschäftsleute nichts davon. Insbesondere im Kreis Kleve heiße es daher, zog Kaapke ein Fazit, als Region zu denken und Potenziale bündeln. Zufälligerweise sprach Kaapke auch das Thema Weihnachtsmärkte an, in Kleve gerade heiß diskutiert . Die außerhalb der Innenstadt anzusiedeln sei wirtschaftlich „fatal“, ihre Integration bringe hingegen auch den Geschäften Geld.