Luftnummer mit Startbahn-Anschluss?

09.10.2007 / Seite 3 /

Gebäude aus Glas: So soll der Freizeit-Park in Weeze einmal aussehen. Mit Hotel, Ladenzeile, Achterbahnen, Spielbank, Wellness-Gärten... (Bild: Diamonda)

GABY BOCH, WOLFGANG

REMY, DAGOBERT ERNST

MÜNCHEN/WEEZE. Gebäude aus Glas werden derzeit viele präsentiert auf der Immobilienmesse Expo Real in München. Aber das Projekt, das eine niederländische Unternehmensgruppe bei Weeze am Niederrhein verwirklichen will, sucht derzeit wohl seinesgleichen: 750 Millionen Euro will die Firma "Diamonda B.V." auf einem Teil des ehemaligen Geländes der britischen Rheinarmee investieren und ab 2012 jährlich fünf Millionen Menschen in den "Diamonda Themen Park" locken.

Es gibt noch

keine Geldgeber

Die Kommunalpolitiker im Kreis Kleve frohlocken derzeit, schwebt ihnen doch die Aussicht auf bis zu 10 000 neue Arbeitsplätze vor Augen. Wie realistisch das ist, bleibt aber abzuwarten. Außer bunten Bildern gläserner Gebäude in Diamantenform existiert bisher nur eine Absichtserklärung zwischen dem Kreis Kleve und der Investorengruppe, das Projekt voranzutreiben. Die Geldgeber sind noch nicht gefunden.

Worum es geht: auf einer Fläche von 40 Hektar, etwa so groß wie der Movie Park Germany in Bottrop, soll in unmittelbarer Nähe des Niederrhein-Flughafens Weeze ein ganztägig öffnender "innovativer Themenpark von Weltklasse" entstehen - mit "weitläufigen Gartenanlagen, futuristisch anmutenden Glas-Gebäuden, bis zu 60 Meter hoch, mit "aufregenden Fahrgeschäften", einem Wissenschafts-Park mit Multimedia-Animationen, Restaurants und Einkaufsareal und einem Hotel mit 500 Zimmern. So kündigte es Diamonda an. Was Diamonda dabei nicht mitteilte: Die gleichen Pläne sollten bereits vor drei Jahren im niederländischen Rijnwaarden bei Arnheim verwirklicht werden. Die Gemeinde aber lehnte das damals ab.

Auf Ablehnung der Kommunen am Niederrhein dürfte Diamonda wohl nicht stoßen. Kleves Landrat Wolfgang Spreen gab sich gestern bei der Präsentation fasziniert. 20 000 Gäste täglich sollen täglich in den Park nach Weeze strömen, nicht wenige per Flugzeug. Baubeginn aus Sicht von Diamonda Projektentwickler Steve Ericson: nach Möglichkeit ab 2009. Für den Kreis bedeutet das laut Spreeen ebenfalls Gas zu geben und die Verkehrsanbindung nach Weeze zügig auszubauen, etwa mit einem längst herbeigesehnten Autobahnanschluss an die A 57.

Für Ronald Pofalla, CDU-Generalsektretär und für den Wahlkreis Kleve im Bundestag, ist das Vorhaben "ein vielversprechendes Projekt. Es zeigt das enorme Entwicklungspotenzial, das auf dem Flughafengelände neben der reinen Flugnutzung besteht". Allerdings müssten der Absichtserklärung der Projektentwickler eine belastbare finanzielle Grundlage folgen. Und Landrat Wolfgang Spreen betonte, dass das Projekt "rein privat finanziert" werden müsste. Anders als beim Niederrhein-Airport, wo der Kreis Kleve mit 24,5 Millionen Euro Krediten - zins- und tilgungsfrei bis 2010 - dem Investor, auch ein Niederländer, unter die Arme gegriffen hat.

Branchenexperten sehen die Pläne allerdings mit Zurückhaltung. Das Projekt sei "sehr ambitioniert", aber "der Markt ist kein Goldesel", meint etwa Antje Möller, Sprecherin des "Movie Park Germany" in Bottrop. Etwa 1,5 Millionen Besucher zählt der Park im Jahr - die in Weeze angepeilten fünf Millionen "schafft selbst der Europapark in Rust nicht".

Paul Lawitzke, Freizeit-Experte beim Regionalverband Ruhr (RVR) in Essen, verweist auf zahlreiche Freizeit-Projekte in der Region, "aus denen letztlich nichts geworden ist." Ob ein "Dino-Park" in Holzwickede, ein "Sportpark" in Velbert oder ein "Playmobil Fun Park" in Duisburg oder Monheim - alles gestorben, beziehungsweise bis auf Weiteres zu den Akten gelegt. Das gilt auch für das "International Entertainment Center", das die US-amerikanischen Universal Studios vor fünf Jahren für 800 Millionen Euro in Krefeld errichten wollten. Das vorgesehene Grundstück des ehemaligen Thyssen Edelstahlwerks ist jetzt auch ein Angebot auf der Expo Real: für Gewerbeansiedlungen. (NRZ)