Erster Flug in den Irak Mit 148 Passagieren an Bord ist gestern in Weeze die erste Maschine in Richtung Erbil abgehoben. Die Fluggesellschaft spricht vom bestmöglichen Start des Angebots: Bis Ende Juli sind bereits alle Plätze ausgebucht. VON CHRISTIAN HERRENDORF Weeze Im Geiste ist Thomas Shairzid schon ein paar tausend Kilometer weiter. „Erbil ist wie Österreich - nur im Nahen Osten: Berge, Wälder, schöne Seen, traumhaft“, schwärmt Shairzid. Mehr als zehn Jahre ist er nicht mehr in seiner nordirakischen Heimat gewesen, gestern Abend ist er endlich wieder dorthin aufgebrochen. Der Dortmunder gehörte zu den ersten 148 Fluggästen, die vom Airport Niederrhein in Weeze nach Erbil gestartet sind. Bis Ende September hebt die Charterfluggesellschaft „Hamburg International“ an jedem Donnerstag in Richtung Irak ab. „Positivere Vorzeichen kann ein erster Flug nicht haben“, sagt Patrick Lutz, Sprecher von „Hamburg International“. Zu diesen Vorzeichen zählen vor allem die hohe Nachfrage (bis Ende Juli sind alle Erbil-Flüge ausgebucht, für den 1. Juli hat der Veranstalter bereits eine zusätzliche Maschine bestellt) und die Rückmeldungen der Fluggäste. „Bisher konnten die Leute nur vom großen Frankfurter Flughafen in den Irak starten. Hier schätzen sie die Einfachheit und die Überschaubarkeit“, sagte Flughafen-Chef Ludger van Bebber. Als der Check-in um 18 Uhr beginnt, zieht sich bereits eine lange Schlange durch die Weezer Flughafenhalle. Jeder Reisende schiebt einen vollgepackten Gepäckwagen vor sich her, drei, vier große Koffer sind der Regelfall. „Wir fahren die kompletten Sommerferien nach Erbil“, sagt Ahmad Abdulla, der zusammen mit seinem Bruder Rikan fliegt. „Aber da sind nicht nur unsere Sachen drin, sondern auch jede Menge Geschenke für unsere Familie.“ Angst vor Terroranschlägen zeigt keiner der Reisenden. „Die Sicherheitslage ist stabil. In unserer Region ist noch kein Soldat verletzt worden“, erklärt Thomas Shairzid. „Erbil entwickelt sich sehr gut, es soll zu einem zweiten Dubai werden.“ 60 Prozent der gestrigen Fluggäste stammen aus den Niederlanden, gut 35 aus Deutschland, der Rest aus Belgien, Luxemburg und England. „In der kommenden Woche erwarten wir viele Passagiere aus den USA, die mit Ryanair nach Weeze kommen und dann weiter in den Irak fliegen“, sagt Barzo Jawadzibari von „Zagros Air“, das den Flug gemeinsam mit „Hamburg International“ organisiert hat. 660 Euro kostet das Ticket nach Erbil im Moment, ab Frankfurt liegen die Preise in der Regel um mehrere hundert Euro höher. „Bei so einem Start ist erwartbar, dass der Veranstalter sein Angebot fortsetzt“, sagt Patrick Lutz.