Eine Nacht auf
Kartons am Londoner Flughafen Stansted
Grenzlandpost
VON JENNIFER MINKE
Kleve/Stansted Klassenfahrten sind immer ein Höhepunkt im ereignisreichen
Leben eines Schülers. Übermüdet kommen die Jugendlichen häufig zurück, denn
hinter verschlossener Tür wird in der Nacht gefeiert. Schlafen kann man
schließlich wieder, wenn man zu Hause ist. 23 Schüler des Johanna-Sebus-Gymnasiums
litten in dieser Woche allerdings unverschuldet an Übermüdung. Sie saßen
nach einer achttägigen Klassenfahrt nach Worcester (England) eine Nacht am
Londoner Flughafen Stansted fest, weil Ryan Air kurzfristig den Flug wegen
Unwetters gestrichen hatte.
Für die beiden Klever Lehrerinnen war die Entscheidung, den Flug abzusagen,
schwer verständlich und die anschließende Organisation von Ryan Air schlicht
„eine Katastrophe“. „Ryan Air gibt sich immer als familienfreundlich aus,
aber was wir mit unseren Schülern erlebt haben, ist wirklich happig und ein
Skandal“, ärgerte sich Pädagogin Sabina Steinert-Schmitz. Eigentlich sollten
die Klever um 20.40 Uhr den Flug Richtung Heimat antreten, doch nach
mehreren Durchsagen, der Flug habe Verspätung, hieß es plötzlich, der Flug
würde gestrichen. Auch das Gepäck kam wieder zurück - völlig durchnässt.
„Wir wurden daraufhin im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen
gelassen“, bestätigte Referendarin Steffi Hagen.
Sehr schlecht
Falls ein Flugzeug ausfallen sollte, was immer vorkommen kann, bekommen die
Passagiere eigentlich eine Hotelnacht als Entschädigung. „Es gab auch zwar
einen Schalter, an dem man ein Hotel buchen konnte, doch da wir so viele
waren und zudem außerhalb von London, war das nicht zu organisieren. Man
muss wirklich sagen, dass die Informationspolitik sehr schlecht war“, so
Sabina Steinert-Schmitz. Die Lehrerinnen und die Schüler fanden sich im
Laufe des Abends damit ab, dass sie die Nacht, auf Kartons schlafend, am
Flughafen verbringen würden. Es wurden für 80 Pfund Essen und Getränke
gekauft. Mit Wasser, Obst und Schokolade wurde der Hunger gestillt. Nach
anfänglicher Belustigung über die Situation und den Abenteuer-Gedanken sank
die Stimmung im Laufe der Nacht dann doch. Um drei Uhr in der Nacht,
stellten sich die Lehrerinnen dann am Ticketschalter an, um wenigstens einen
Platz im ersten Flieger am nächsten Morgen zu ergattern, was auch klappte.
Aber auch dieser Flug war nicht ohne Hindernisse : Erst nach einer Stunde
Verspätung hob die Maschine ab.
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